Marettimo, Sizilien

Wir sind einen großen Sprung weiter: nach 140 Meilen in 27 Stunden sind wir heute mittag auf der kleinen Insel Marettimo angekommen! Sie liegt direkt westlich in Sichtweite von Sizilien. Die Überfahrt war zeitweise recht wüst. Nach dem Start in Villasemius auf Sardinien (ein Hafen, den man nicht gesehen und dessen Namen man nicht gehört zu haben braucht ...) hatten wir zunächst kräftigen Schiebewind aus Westen wie vorhergesagt. Mit ausgebaumter Genua und festgezurrtem Großbaum schießen wir mit schäumender Bugwelle und max speed nach Osten. Zur Unterhaltung gibt es eine halbstündige Delfinshow, sie springen rechts und linksvom Bug durch die Luft und tauchen unter dem Schiff durch. Nach zwei Stunden ist der Wind weg, was uns bleibt, ist die Welle, die uns haltlos herumschleudert, dass einem Angst ums Material wird. Also wieder mal Maschine. Zwei Stunden später setzt sich Südwind durch, recht stark und unerwartet aber erfreulich. Bei dem halben Wind wird Rover richtig schnell: als die Wellen größer und größer werden, fangen wir an zu surfen und messen in der Spitze über 9 kn! Wir sitzen im Cockpit und staunen, die Arbeit erledigt der hydraulische Autopilot "Robertson". Die Wellen werden bis zu drei Meter hoch und rauschen schräg von hinten unter uns durch. Einige brechen sich, aber das Cockpit bleibt trocken. Am nächsten Morgen finden wir sogar fliegende Tintenfische an Deck. Mit Einbruch der Dunkelheit wirken die Wellen im Mondlicht nicht mehr so unheimlich. Leider verlässt uns später auch dieser Wind und hinterlässt wieder böses Geschleudere. Wir wechseln uns alle zwei Stunden mit der Wache ab. Zwei Segelboote sind auf gleichem Kurs, ein paar Frachter kreuzen und die üblichen unberechenbaren Fischerboote halten die Wache wach. Im Radar meist gut einzuschätzen. Morgens bleibt uns eine ölige See mit langer Dünung. Langsam schälen sich die egadischen Inseln aus dem Dunst und und nach einigem Zögern trauen wir uns in das winzige Hafenbecken von Marettimo. Schöne Atmosphäre, sehr ursprüngliches Italien. Die quittungslosen 45 EUR für den Liegeplatz verschwinden wohl vollständig in der zuständigen Unterabteilung der Mafia.

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Kommentare: 2
  • #1

    Inge (Dienstag, 14 Juni 2011 08:44)

    Ich gratuliere zu dieser tollen Überfahrt und ich freue mich, dass Du Margrit (nach dem Foto zu urteilen) sie auch gut überstanden hast, Du hast jetzt ja schon richtige Seebeine. Ab jetzt ist sicher immer Land in Sicht und die Strecke bis Palermo überschaubar. Wenn Ihr wieder in DE seid, wird sicher auch hier der Sommer voll im Gange sein. Während der meist sonnigen Pfingsttage war es teilweise aber auch, besonders nachts, empfindlich kalt.
    Liebe Grüße Euch beiden von Inge

  • #2

    franz (Dienstag, 14 Juni 2011 21:00)

    Super ihr zwei! Ganz schönes Tempo habt ihr da offensichtlich drauf gehabt. Rover ist also doch ein ordentliches Segelboot :))
    Und wie hat der Tintenfisch geschmeckt?
    Viel Freude noch in Sizilien.
    LG

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